Das Wiedersehen in Fernbeziehungen: Runter mit dem Erwartungsdruck.

„Making memories“ – also Erinnerungen schaffen. Was für ein schöner Ausdruck, oder? Es steckt so viel mehr darin, als nur „Zeit miteinander verbringen“. Es ist das bewusste Erleben des Moments, das Sammeln von kleinen und großen Augenblicken, die später wie ein Schatz in unserem Herzen liegen. Gerade in einer Fernbeziehung ist das ein kostbares Gut: Denn während ihr getrennt seid, lebt ihr von genau diesen Erinnerungen. Sie sind das warme Polster, das euch über die Kilometer hinweg verbindet.

Doch so sehr wir uns auf das nächste Treffen freuen – manchmal bringt gerade diese Vorfreude auch einen hohen Erwartungsdruck mit sich. Es soll alles perfekt sein. Und wenn dann der große Tag da ist, kommt es oft zu Missstimmungen. Weil der Alltag ja nicht einfach stoppt, nur weil ihr euch seht. Weil kein Paar perfekt ist. Und weil sich in der Zeit des Getrenntseins vielleicht so einiges angesammelt hat, das jetzt spürbar wird. Damit das Wiedersehen nicht zur Stressfalle wird, lohnt es sich, sich mental und praktisch vorzubereiten. Hier kommen meine Tipps für euch:

1. Erwartungen checken und den Perfektionsanspruch runterschrauben

Bevor du dich ins Treffen stürzt, nimm dir einen Moment, um ehrlich zu dir selbst zu sein: Was genau erwartest du von diesem Wochenende, oder von Fernbeziehungen: von der längeren gemeinsamen Zeit? Möchtest du, dass alles perfekt läuft? Dass ihr nonstop happy seid? Dass ihr keine Konflikte habt? Spoiler: Das wird nicht passieren. Und das ist okay!

Erwarte lieber, dass ihr zwei Menschen seid, die sich lieben – mit Ecken und Kanten, mit guten und schlechten Tagen. Wenn du dir das bewusst machst, kannst du entspannter auf deinen Partner zugehen. Und das Beste: Sprich deine Erwartungen auch offen an. Ein kleines „Ich freue mich so sehr auf dich, aber ich weiß auch, dass wir beide viel erlebt haben in der Zeit und vielleicht nicht alles sofort rund läuft“ kann Wunder wirken. Kommunikation ist das Zauberwort.

Praktischer Tipp: Der Ankommens-Check-In

Bevor ihr in den gemeinsamen Modus schaltet, nehmt euch bewusst die Zeit, einander erst einmal zuzuhören: Wie war die Zeit für jeden von euch, seit eurer letzten Begegnung? Vielleicht hat einer rundherum positive Erlebnisse gehabt, der andere Stress ohne Ende. Es ist bedeutsam, dieses mentale “Gepäck” des Partners zu kennen, denn ansonsten stellen sich falsche Erwartungen ein. Im oben genannten Beispiel: “Ich wollte mit dir meinen Erfolg feiern (…und du hängst hier so in den Seilen)” versus “Ich wollte einfach nur mal runterkommen (…und du willst andauernd was unternehmen!) ”.

2. Pläne schmieden, aber mit Freiraum.

Gemeinsame Pläne fürs Wiedersehen zu schmieden, ist in einer Fernbeziehung ein wunderbarer Weg, bewusst „making memories“ zu schaffen – aber Vorsicht vor überbordendem Aktionismus! Es muss nicht jeder Moment randvoll mit Programm sein, denn manchmal ist weniger mehr. Statt euch mit einer To-do-Liste zu überladen, empfiehlt es sich, für jedes Treffen ein ganz besonderes Highlight zu planen, das genau zu euch passt.

Das kann eine sportliche Herausforderung sein, wie eine Gipfeltour mit Übernachtung unter Sternen, oder ein kulturelles Event, etwa ein Konzert oder ein Theaterbesuch, das euch beide begeistert. Vielleicht wollt ihr auch gemeinsam kreativ werden, zum Beispiel zusammen ein Kunstprojekt starten oder einen Fotospaziergang machen. Oder ihr engagiert euch zusammen für eine gute Sache – etwa bei einer lokalen Umweltschutzaktion, einem Benefizlauf oder einem ehrenamtlichen Einsatz in einer sozialen Einrichtung.

Solche bewusst gewählten Erlebnisse schaffen nicht nur schöne Erinnerungen, sondern stärken auch eure Verbindung auf ganz besondere Weise.

3. Freunde nicht vergessen. Stärkt euer soziales Netz.

In einer Fernbeziehung kann es verlockend sein, sich beim Wiedersehen ganz in die „Liebes-Bubble“ zurückzuziehen und die gemeinsame Zeit nur zu zweit zu genießen. Doch ihr seid keine “Insel”, sondern habt ein vitales soziales Netzwerk, das ihr auch dann pflegen solltet, wenn der Partner da ist. Wenn ihr das tut, zeigt ihr eurem Partner, dass er ein Teil eures Lebens und eurer Umgebung ist – nicht nur jemand, mit dem ihr romantische Momente teilt. Außerdem sorgt der Austausch mit Freunden für Abwechslung und neue Impulse, die eure gemeinsame Zeit bereichern können, ohne dass ihr euch isoliert. So bleibt eure Liebe lebendig – eingebettet in ein unterstützendes Umfeld, das euch beide trägt. Und ganz abgesehen davon ist es auch ein Zeichen der Wertschätzung an eure Freunde. Nur, wenn sie euren Partner, eure Partnerin kennen, können sie Anteil an diesem wichtigen Teil deines Lebens nehmen. Sie können sich selbst ein Bild machen, mit wem du dein (Liebes)leben teilst und spüren, dass sie nicht nur dann erwünscht sind, wenn du eine “shoulder to cry on” brauchst.

4. Alltag zulassen statt Hollywood-Romantik erwarten.

Das Wiedersehen ist kein Filmset, sondern euer echtes Leben. Das bedeutet, dass auch der Alltag weitergeht: Der Partner muss arbeiten, ihr habt Verpflichtungen, es gibt kleine Reibereien, bestimmte Angewohnheiten des anderen nerven (der Zahnpasta-Tube-Effekt). Das ist normal und macht eure Beziehung authentisch. Wenn du das im Hinterkopf behältst, kannst du solche Momente besser einordnen und wirst nicht enttäuscht.

5. Mental vorbereiten. Ruhe finden und reflektieren.

Vor dem Treffen kann es helfen, sich bewusst zu entspannen. Das ist oft leichter gesagt als getan - vor allem, wenn man kurz vorm Wiedersehen noch alles fertig bekommen muss im Job und tausend Dinge um die Ohren hat. Manchmal reicht aber schon eine halbe Stunde oder Stunde, die du dir nur für dich nimmst. Ganz bewusst. Ein Augenblick, in dem du dich fragst: Wie geht´s mir eigentlich gerade? Was brauche ich, damit die gemeinsame Zeit gut wird? Wie blicke ich auf das nächste Zusammensein? Mit purer Vorfreude? Mit Anspannung? Mit Gelassenheit?

Je ausgeglichener du bist, desto entspannter kannst du natürlich auch auf deinen Partner zugehen. Und denk daran: Du bist okay, so wie du bist – mit all deinen Gefühlen und Erwartungen. Es ist lediglich von Bedeutung, dass du deine Partnerin teilhaben lässt an dem, was dich bewegt.

Time to say goodbye.

Und dann ist da ja noch ein ganz besonderer Moment. Der Moment des Abschiednehmens. Es hilft, sich auch hier kleine Rituale zurechtzulegen. Die werden sich von Beziehung zu Beziehung unterscheiden und ich lade euch ein, kreativ zu werden. Nun ist es natürlich ein Unterschied, ob man sich jedes Wochenende (oder jedes zweite) sieht oder ob man am Flughafen gleich für ein paar Monate auf Wiedersehen sagt. In meiner Beziehung ist ja letzteres der Fall und bei uns ist es z.B. so, dass mir mein Partner jedesmal eine besondere Nachricht unters Kopfkissen legt - für die erste Nacht alleine. Ich freu mich beim Heimkommen vom Flughafen schon immer darauf und es fällt mir nicht leicht, bis zum Abend zu warten, ehe ich sie lese :-)

Also: Nehmt den Perfektionsdruck heraus, genießt die Zeit - und macht “memories together“! Denn genau davon lebt eure Liebe – auch über die Distanz hinweg. ❤️

Ich hoffe, diese Tipps helfen dir, dein nächstes Treffen entspannt und mit Vorfreude zu genießen.

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Was tun gegen Sehnsucht in Fernbeziehungen?